Herzlichen Dank an Heilpraktikerin und Apothekerin Ferah Sivga für diesen Gastbeitrag für uns! Viel Spaß und gute Erkenntnisse beim Lesen wünscht Doro.
Unser Körper ist ein Naturwunder, bei dem auch ganz kleine Teilchen eine wichtige Rolle spielen. Zu ihnen gehört Histamin. Im Körper hat dieser Botenstoff gleich mehrere Funktionen, zum Beispiel ist er beteiligt, wenn Fremdstoffe abgewehrt werden sollen.
Histamin steckt aber auch in vielen Nahrungsmitteln. Normalerweise wird das „fremde“ Histamin in unserem Körper abgebaut. Doch bei bis zu drei Prozent der Deutschen funktioniert das nicht – Mediziner sprechen dann von einer Histaminintoleranz. Diese Stoffwechselstörung führt dazu, dass im Blut der Histaminspiegel ansteigt und der Körper mit typischen Allergie-Symptomen reagiert.
Welche Therapierichtungen bieten sich bei einer Histaminintoleranz an?
Die Folgen, unter denen Betroffene leiden, sind vielfältig: Übelkeit und Kopfschmerzen gehören genauso dazu wie Durchfall und Fließschnupfen, aber auch Sehstörungen, Schwindel- und Asthmaanfälle können auftreten.
Genauso vielfältig sind die Behandlungsmöglichkeiten einer Histaminintoleranz. In diesem Ratgeber lesen Sie, was eine histaminarme Ernährung bringt, warum auch Medikamente eine Histamin-Intoleranz fördern können und welche Nahrungsergänzungsmittel helfen können.
Eine histaminarme Lebensweise als erste therapeutische Maßnahme bei einer Histaminintoleranz
Wer die Diagnose Histaminintoleranz erhält, muss vor allem eins: sein Leben umstellen. Denn die Stoffwechselstörung benötigt eine histaminarme Ernährung.
Die Vermeidung von stark histaminhaltigen Lebensmitteln
Es gibt Lebensmittel wie Spinat oder Tomaten, die Histamine enthalten. In anderen Nahrungsmitteln entsteht der Botenstoff durch den Abbau der Aminosäure Histidin durch Bakterien. Beides zusammen macht die Liste der histaminhaltigen Lebensmittel lang: Käse, Rotwein, Erdbeeren und Schokolade gehören beispielsweise dazu.
Das Absetzen von unverträglichen Medikamenten
Neben Lebensmitteln können auch Medikamente bei einer Histamin-Intoleranz den Betroffenen das Leben schwer machen. Aber: sie sollten nur nach Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt oder gewechselt werden.
Histaminliberatoren
Dies sind Wirkstoffe, die dafür sorgen, dass unser Körper Histamin freisetzt. Dazu gehören zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS) und Diclofenac sowie Noscapin, Amphetamin, diverse Antibiotika wie Amphotericin B, Ciprofloxacin und Rifaximin und auch Barbiturate, die in Schlaf- und Narkosemitteln stecken.
DAO-Hemmer
Unter DAO-Hemmern versteht man Wirkstoffe, die die Produktion von Diaminoxidase (DAO) ausbremsen. Dieses Protein sorgt aber dafür, dass unser Körper das Histamin aus Nahrungsmitteln gleich im Dünndarm abbaut. Zu den DAO-Hemmern gehören beispielsweise das Antiseptikum Acriflavin, der Betablocker Alprenolol, Antibiotika wie Cefotiam und Petamidin sowie Diazepam.
Bei einer Histaminintoleranz sollte die Freisetzung von Histamin vermieden werden
Um die richtige Balance zwischen Histaminproduktion und -abbau zu finden, sollte bei einer Histamin-Intoleranz die Freisetzung des Botenstoffs vermieden werden. Dies gilt besonders, wenn zu der Intoleranz noch eine Mastzellaktivierungserkrankung (MCAS) kommt. In diesem Fall sind die Mastzellen, die auch das Histamin produzieren, unkontrolliert im Dauereinsatz.
Um die Histaminproduktion nicht zu fördern, sollte Stress vermieden werden. Auch Rauchen, Alkohol, körperliche Anstrengung sowie Duftstoffe können Histamin freisetzen.
Bei einer Histaminintoleranz können Medikamente unterstützen
Manchmal kann bereits eine Lebensumstellung Abhilfe schaffen. Doch, wenn diese nicht die gewünschte Wirkung erzielt, kann die Ausschüttung des Histamins durch Medikamente gedrosselt werden.
Die Therapie der Unverträglichkeit mit Antihistaminika
Um die Symptome bei Histaminintoleranz zu senken, können Antihistaminika wie Histaminrezeptor-Typ-1-(H1-) und Histaminrezeptor-Typ-2-(H2-)Blockern helfen, da sie die Folgen des Histamin im Körper aufheben.
Mit Mastzellstabilisatoren eine Histaminunverträglichkeit behandeln
Zu den antiallergischen Medikamenten gehören auch sogenannte Mastzellstabilisatoren. Sie stabilisieren die Zellmembran der Mastzellen – und verringern so die Abgabe von Histamin an unseren Körper oder stoppen diese sogar ganz.
Die Therapie der Intoleranz mit DAO-Präparaten
Das Protein DAO unterstützt den Körper beim Abbau von Histamin aus Lebensmitteln. DAO-Präparate können Ausnahmen bei der strengen Histamin-Diät erlauben und dabei helfen, dass ansonsten unverträgliche Nahrungsmittel zumindest in kleinen Mengen manchmal genossen werden können.
Die Histaminintoleranz mit Nahrungsergänzungsmitteln therapieren
Grundsätzlich benötigt der Körper Vitamine und Mineralstoffe für seinen Stoffwechsel. Einige davon können bei einer vorliegenden Stoffwechselstörung besonders unterstützend sein.
Das DAO-Enzym für den Abbau von Histamin
Vitamin C kann dazu beitragen, den Histaminabbau auf Trab zu bringen, weil es ein Cofaktor von DAO ist. Das bedeutet: Unser Körper braucht Vitamin C, damit DAO auch richtig funktionieren kann. Eine ähnliche Wirkung können Vitamin B6 und Kupfer aufweisen.
Das MAO-Enzym bei einer Intoleranz
Gibt es in unserem Körper zu viel Histamin, braucht er das Enzym Monoaminioxidase, kurz MAO, dass beim Abbau unterstützen kann. Die Cofaktoren von MAO sind die Vitamine B und B12 sowie Eisen.
Das HNMT-Enzym bei einer Unverträglichkeit
In den Zellen sorgt Histamin-N-Methyltransferase, kurz HNMT, für den Abbau von Histamin. Auch dieses Enzym braucht Cofaktoren, das sind Folsäure, Vitamin B12 und Magnesium.
Die Bedeutung eines ausgeglichenen Hormonhaushaltes bei einer Histaminintoleranz
Rund 80 Prozent der Betroffenen einer Histaminintoleranz, sind Frauen. Die Ursache liegt in den weiblichen Hormonen, die den Histaminspiegel beeinflussen können. Während einer Schwangerschaft haben Betroffene beispielsweise fast keine Symptome, da ihr Körper in dieser Zeit deutlich mehr DAO produziert.
Ein stabiler Hormonhaushalt kann daher bei der Histaminintoleranz helfen. Dazu kann das Absetzen der Pille gehören – oder der Wechsel zu einer Pille mit einer anderen hormonellen Zusammensetzung.
Warum die Vermeidung von Stress bei der Therapie einer Histaminintoleranz so wichtig ist
Unser Nervensystem ist mit allen Organen verbunden – und sorgt daher, wenn es erregt ist, auch dafür, dass große Mengen Histamin freigesetzt werden. Dazu kommt: Stress bringt unsere Verdauung aus dem Takt, Lebensmittel können nicht mehr ausreichend verwertet werden, es tritt ein Nährstoffmangel auf.
Und: Eine psychische Dauerbelastung sorgt dafür, dass unser Körper in den Nebennieren vor allem das Hormon Cortisol zum Stressabbau produziert wird. Bei einer ständigen Produktion wird diese Produktion immer weniger, es kommt zur Nebennierenschwäche.
Eine Histaminintoleranz durch Stärkung der Darmflora therapieren
Der wichtigste Stoff im „Kampf“ gegen zu viel Histamin im Körper ist DAO – und dieses Enzym wird im Darm produziert. Daher kann auch eine Erkrankung des Darms die Ursache für die Stoffwechselstörung sein, wie beispielsweise Fehlbesiedelungen im Darm, eine geschädigte Darmschleimhaut oder zu wenig Magensäure.
Eine Darmsanierung kann daher ein wichtiger Teil der Therapie sein. Dazu gehören zum Beispiel Adsorbentien, also Wirkstoffe, die im Darm steckende Gifte oder Krankheitserreger binden können. Die Ansäuerung des Darms macht es speziellen Bakterien schwerer sich anzusiedeln. Und Probiotika stärken die Barrierefunktion des Darms und machen ihn so wieder fit.
Autorenprofil:
Ferah Sivga
Ferah Sivga ist seit 2006 Heilpraktikerin und arbeitet für eine ganzheitliche Apotheke. Unter anderem hält sie Vorträge über naturheilkundliche Themen und erweitert ihre Erfahrungen im Bereich Naturheilkunde kontinuierlich durch Fort- und Weiterbildungen. Website