Erkenntnisse vom medizinischen Keto-Symposium 21.-22. September in Würzburg

Letztes Wochenende besuchte ich das 2nd Global Symposium “Ketogenic diet – much more than for Epilepsy”, organisiert durch Dr. Schär und die Gesellschaft für evolutionäre Medizin und Gesundheit, in der Universität Würzburg. Es waren Speaker aus aller Welt, Deutschland, USA, Italien, Frankreich, Polen, Österreich, Kanada, Russland und Kasakhstan vertreten.

Heute möchte ich euch einen Überblick über die Themen geben, die für meine Arbeit relevant waren, sowie die für mich spannendsten Highlights.

Hauptthema war diesmal die ketogene Ernährung, aber auch weitere interessante Gesundheitsthemen bereicherten das Vortragsprogramm, wie z.B. wissenschaftsphilosophische Themen und Beiträge, in denen Erkenntnisse der westlichen Medizin und traditionellen chinesischen Medizin verknüpft wurden.

Diesmal wurde es sehr hirnlastig: Behandelte Erkrankungen waren vor allem die Epilepsie, Autismus, Hirnkrebs, Demenz, Alzheimer, Migräne, Multiple Sklerose und Depressionen.

1797 findet man die erste Erwähnung einer ketogenen Ernährung (eine reine Fleischernährung bei Diabetes). Seit 1916 findet sie Verwendung für Epileptiker, und seit den 40er Jahren auch für andere Erkrankungen.

Bei all diesen neurologischen Problemen findet man erhöhten oxidativen Stress im Gehirn und starke Blutzuckerschwankungen, es handelt sich um metabolische Erkrankungen des Gehirns. In aller Regel sind auch mikrobielle Infektionen involviert, wie zum Beispiel der EBV-Virus, Karies und Borrelien. Alle diese Erkrankungen sind gekennzeichnet von einem chronisch erhöhten Entzündungslevel.

Migräne

Sehr spannend war für mich, mehr über die Migräne zu erfahren, da ich selbst nicht betroffen bin (stattdessen war ich aber von schwerem Brainfog und – ich bezeichne es als – (relativ) schmerzlosen “Hirnkrämpfen” betroffen mit neurologischen Störungen, welche diesselben Ursachen haben). Migräne ist die dritthäufigste Erkrankung der Welt. Es sind deutlich mehr Frauen (mehr als 3x so viele) als Männer betroffen. Sie liegt auf Platz 7 der Krankheiten, die für Behinderung sorgen und ist die zweithäufigste Ursache für Krankmeldung. Migränebetroffene haben ein 3x so großes Risiko für Depressionen, und, da Migräne bedeutet, dass viel oxidativer Stress vorliegt, heißt das, dass Betroffene auch ein hohes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall besitzen. Über die Hälfte aller Betroffenen spricht auf eine ketogene Diät gut an. Auch wenn man der Diät nur für eine begrenzte Zeit folgt, reicht das, dass das Gehirn schon gut heilen kann und danach resilienter ist.

Hirngerechte Ernährung aus evolutionsbiologischer Sicht

Eine hirngerechte Ernährung sollte schon lange, bevor man erste Anzeichen von Problemen feststellen kann, beginnen. Bei Menschen, die später an Demenz und Alzheimer erkranken, kann man schon in ihren 20ern erste Anzeichen im Hirngewebe feststellen, lange bevor sich erste Symptome zeigen. Eine Studie zeigte: Auch der Konsum von 100%igem Fruchtsaft ist auf Dauer zu viel Zucker fürs Gehirn: Über eine Dauer von 3 Jahren macht er das Hirn um 13 Jahre älter, und lässt es deutlich schrumpfen!

Ketose ist ein natürlicher Zustand. Neugeborene, die gestillt werden, befinden sich in Ketose. Die Muttermilch ist sehr reich an mittelkettigen Fettsäuren (MCTs). Dies ist sehr wichtig, damit das Gehirn sich richtig entwickeln kann. Bei Babys macht das Gehirn 10% des Körpergewichts aus, verbraucht aber 60% der Energie; bei Erwachsenen macht das Gehirn 2% des Körpergewichts aus, und verbraucht 20% der Energie des ganzen Körpers. Neugeborene Menschenbabys haben deshalb, um genügend Material für ihr hungriges Gehirn zur Verfügung zu haben, im Verhältnis zum Körpergewicht mehr Fett als Robbenbabys!

Hierzu fand ich den Vortrag von Amber O’Hearn, Msc, University of Toronto, die aus gesundheitlichen Gründen seit 10 Jahren nach der Carnivordiät lebt, hochinteressant.

Aktuelle Studien zeigen, dass die erste Nahrung der Jäger und Sammler vor allem viel Knochenmark von Wiederkäuern, Innereien, Wurzeln, Knollen, Pflanzenteile (Cellulose wird auch zu Fettsäuren metabolisiert) und Nüssen beinhaltete. Der evolutive Aspekt darf nicht ausgelassen werden, wenn wir über Ernährung, Gesundheit und Medizin sprechen.

Menschen kommen im Verhältnis zu anderen Tieren sehr leicht in die Ketose, selbst bei höherem Proteinverzehr. Fleischfresser befindet sich normalerweise nicht in Ketose (nur wenn sie sich extrem viel bewegen und lange hungern; somit ist jedwede Ketose bei anderen Tieren eher als physiologische Notfallmaßnahme anzusehen).

Autismus

Ebenso wichtig für meine Arbeit war der Vortrag von Dr. Julie A. Buckley, USA, Expertin für Autismus. Sie kam in dieses Feld aufgrund der Erkrankung ihrer eigenen Tochter.

Sie sprach über die schweren Darmveränderungen bei Autismusbetroffenen, die denen bei einer Morbus Crohn oft nahe kommen (beim mir persönlich waren ebenfalls erhöhte Calprotectinwerte messbar). Bei Autismus liegt eine mitochondriale Dysfunktion vor, und man findet im Gehirn ähnliche Gewebeveränderungen wie bei einem Schlaganfall, was aber regenerieren kann. MCTs können den geschädigten Teil der Mitochondrien umgehen, und die Neuronen trotzdem noch optimal versorgen. Mehr Kohlenhydrate können aber dennoch sinnvoll sein, wenn sie aus Quellen stammen, die reich an Phytonährstoffen sind. Nach ihrem Vortrag hatte ich auch noch ein persönliches Gespräch mit Dr. Buckley über die speziellen Intoleranzen, die viele Menschen mit hochsensiblem Gehirn und Immunsystem gegen spezielle Pflanzenbestandteile besitzen.

Ein Redner bezeichnete Spirulina als DAS Lebensmittel des 21. Jahrhunderts, das einzigartige Inhaltsstoffe und Pigmente besitzt, die sich sehr gut auf Zellen und Immunsystem auswirken (und zudem frei von Antinährstoffen ist).

TCM

Diätologin und TCM-Expertin Daniela Pfeifer sprach über ketogene Ernährung aus der ganzheitlichen Sicht der östlichen Medizin: Laut der TCM pushen Ketonkörper stark das Yang. Dies schwächt, schützt aber auch das Yin. Mct-Öl pusht hierbei künstlich, deswegen sollte man es damit nicht übertreiben, lieber nur über die ausgewogene Ernährung arbeiten, denn dann kann der Körper sich schützen und selbst  regulieren, und nicht tief in die Ketose gehen, wenn er das gerade nicht gebrauchen kann. Dies unterstützt meine eigene Ansicht, dass man immer das Gesamtbild im Auge behalten muss. Es darf nicht vorwiegend um Leistungssteigerung gehen, sondern um die gesunde Balance. Die Bedürfnisse des Körpers können sich mit wechselnden äußeren Einflüssen wandeln, was völlig natürlich ist, wie der Wechsel der Jahreszeiten, und auch die Zeiten von mehr Ruhebedürfnis gehören einfach zum Leben und Gesundwerden dazu.

Vitamin D

Auch einige wertvolle Beiträge zum Vitamin D gab es, auch das Coimbra-Protokoll mit aktuellen Ergebnissen wurde vorgestellt durch Ernährungsmediziner Dr. med. Dirk Lemke, und über die Wichtigkeit von und tollen Erfolge durch Vitamin D bei Autoimmunerkrankungen wurde gesprochen. Vitamin D stand schon viele Millionen von Jahren, lange bevor es das angepasste Immunsystem gab, in großen Mengen zur Verfügung.

Vermeidung der Sonne gilt als genauso gefährlich wie Rauchen. Aber: Vitamin D-Pillen schlucken allein reicht nicht, wir brauchen ebenso das Lichtspektrum aus der Sonne.

Frauen haben heutzutage leider oft zu schmale Hüften und dadurch Geburtsprobleme, und viele Menschen brauchen kieferorthopädische Behandlungen (ich persönlich auch über viele Jahre, was mit einer begleitenden Nährstofftherapie sicher weitaus mehr gebracht hätte) wegen Vitamin D-Mangel.

Vitamin D ist einer der wichtigsten epigenetischen Transkriptionsfaktoren, es wirkt direkt am Zellkern und bestimmt mit, welche Gene abgelesen werden und welche nicht, und ob (vereinfacht gesprochen) ungesunde oder gesunde Gene angeschaltet werden. Dies gilt auch für Gene in Immunzellen, auch jene, die für die Selbst-Fremd-Unterscheidung wichtig sind, woran es bei einer Autoimmunerkrankung hapert. Vitamin D-Therapie ist also quasi Gentherapie.

Ein großes Problem heutzutage stellt die Vitamin D-Resistenz dar: Normale Dosen reichen bei vielen Patienten nicht aus. Koffein, Cortisol, hohe Schilddrüsenhormone, bestimmte Medikamente, Krankheitserreger (wir sind hier also mal wieder beim Thema Stress) unterdrücken den Vitamin D-Rezeptor. Man nimmt also auf dem Papier genügen Vitamin D ein (und der Wert im Blut kann hoch sein), aber Körper nimmt es nicht auf!

Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass auch bei hohen Dosen der Calciumwert im normalen Bereich bleibt, also keine Gefahr einer Hyperkalzämie besteht. Was auch für mich neu war: Vitamin D ist ganz wichtig für die Haarerneuerung und wirkt gegen Alopecie!

In einem Pausengespräch vertraute Dr. Lemke mir an, dass Neurodermitis schon eine verhältnismäßig schwere systemische Erkrankung ist, und dass nach seiner Erfahrung da eine breit aufgestellte Therapie vonnöten ist, zusätzlich zu Vitamin D-Kuren.

Mein Fazit

Dies sind unterm Strich noch meine persönlichen Erkenntnisse dieses Wochenendes: Es gibt stets verschiedene Hypothesen, Theorien und Interpretationen, die Anhänger haben auch gute Argumente und ihre ganz eigenen und wahren Erfahrungen gemacht, aber es findet sich immer jemand, der eine andere Erfahrung gemacht hat. Sehr schön erlebte ich hier Offenheit der Teilnehmer und Dozenten, über den Tellerrand zu blicken und darauf bestrebt zu sein, auch im Hinblick darauf, ihren Klienten und Patienten besser und besser helfen zu können, ihr Bild zu erweitern und zu vervollständigen.

Aber auch eine wichtige Erkenntnis: Wie bei allen Ernährungsformen ist auch die ketogene Ernährung keine Wunderwaffe, auch hier gibt es Betroffene, die sie nicht durchführen können, bei denen sie nicht wirkt, es kann zu (wenn auch seltenen und meist auf mangelhafte Durchführung zurückzuführenden) Nebenwirkungen kommen, und gerade Erwachsene haben häufig Probleme, dranzubleiben. Hierzu hatte ich in den Pausen auch ein paar sehr nette Gespräche mit anderen Teilnehmern, die mit mir ihre persönlichen Erfahrungen teilten.

Und wie immer ergibt es sich, dass ein ganzheitlicher gesunder Lebensstil das Beste ist, was auch aus evolutionsbiologischer Sicht Sinn macht, um uns in der gesunden Mitte zu halten oder uns beim Gesundwerden zu helfen. Bei all den spannenden Studien, die rauskommen, darf man nicht dem Fehler verfallen, einen Tunnelblick zu entwickeln, sondern muss sich stets den Blick fürs große Ganze bewahren. Ich bin guter Dinge, dass diese Erkenntnisse in den nächsten 10-15 Jahren mehr in den medizinischen Mainstream vordringen werden, wer aber nicht so lange warten möchte, den lade ich gerne dazu ein, sich auf meinem Blog weiter darüber zu informieren, was Menschen mit hochsensiblem und anspruchsvollem Immunsystem wirklich nachhaltig und ganz praktisch im Alltag geholfen hat.


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Ketone wirken als Neuroprotektoren. ~R. Veech MD, PHD

4 unerwartete Problemstellen bei einer ketogenen Ernährung

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