Irland September 18

Vom 1.-11. September ging es für mich, meine Schwester Lydia und meine Mama nach Irland. Unser letzter gemeinsamer Mädelsurlaub war 2012, ein Jahr vor der Brustkrebsdiagnose meiner Mama. Es wurde also wieder mal Zeit! Der Traum meiner Mama war schon lange, einmal Irland zu besuchen, da sie aber mit Angstproblematik zu tun hatte (z.B. Platzangst), hatte sie sich noch nie zuvor in ein Flugzeug gewagt. Ein Erlebnis aus meiner Kindheit habe ich noch vor Augen, wie sie aus einem Planetarium floh, als die Lichter ausgingen und die Sternenvideoprojektion über unseren Köpfen zu kreisen begann. Die Krebserkrankung hat einiges aufgerüttelt in ihr, ihr gezeigt, dass sie wirklich weiterleben will, ihr gezeigt, wie vergänglich das Leben ist und man jeden Augeblick bewusst genießen sollte, und wie nichtig manche Ängste doch im Angesicht dessen, was sie durchmachen musste, werden. Ganz ehrlich würde ich sagen, dass die Krebserkrankungen meiner Eltern vieles in unserer Familie gelöst haben, vieles ist an die Oberfläche gekommen und verarbeitet worden, wir sind enger zusammengewachsen, man hat sich wieder bewusst für die Lebensfreude entschieden. Natürlich lag dies auch an unserem Umgang mit dem Thema Krankheit und Lebensherausforderungen.

Lies hierzu den Gastartikel, den meine Mama geschrieben hat.

Ja, diese Tumore waren in Wahrheit ein paar dicke Knoten, die schon lange platzen mussten. Und nun saß meine Mama etwas überwältigt aber völlig im Moment versunken zwischen mir und Lydia und genoss das Über-den-Wolken-Sein. In Dublin nahmen wir uns dann einen Mietwagen und fuhren quer durchs Land, fast bis an die Westküste nach Sligo, wo wir in einem Waldstück eingeschmiegt auf einer Lichtung unser Quartier in einer Ecolodge nahmen, die von den Besitzern Rebecca (Kinderpsychologin und Künstlerin) und Paul selbst gebaut wurde.

Das Haus war wirklich etwas Besonderes. Man sah, dass nach und nach angebaut wurde in Handarbeit. Es waren nur natürliche und gute Baumaterialien verwendet worden, die Räume waren sehr hoch mit hellen Dachfenstern und das Raumklima war top. Kein Schimmel, yeah, also doch möglich in einem feuchten Land! Sie nutzen allerdings auch Material, das gut atmen kann, Holzfenster, und es war auch einfach nicht top-isoliert, an einer Außentür gabs einen Spalt, durch den man sogar minimal nach draußen sehen konnte. Aber zu versuchen, sich gegen die Natur abzuschotten, bringt einfach nichts, die kann man nicht überlisten.

Beheizt wurde das Haus durch einen Holzfeuerkamin im Wohnzimmer sowie eine Fußbodenheizung, die mittels eines Holzofens von außen betrieben wurde. Genial war auch das große Bad mit der Badewanne vor einer großen Fensterfront. Ich genoss es, dort abends in dem unfassbar weichen Wasser (gesammeltes Regenwasser) zu liegen im Kerzenschein und den Einbruch der Dunkelheit über den großen stillen Tannen zu beobachten.

Auch in der Küche nutzte man das Regenwasser zum Kochen, für das direkte Trinken war eine Umkehrosmoseanlage eingebaut, aber laut Paul ergab eine Analyse des Regenwassers aus ihren Containern, dass es von besserer Qualität war als das Leitungswasser in Dublin. Keiner von uns hatte Probleme von dem Wasser in der Zeit und ich fand einen großen Faktor für mich endlich einwandfrei bewiesen: Die Wasserqualität macht wirklich einen enormen Unterschied, der Körper kann mit möglichst weichem und mineralarmen Wasser (wie es in der Natur vorkommt – die anorganischen Mineralien können unsere Zellen ohnehin quasi nicht aufnehmen) mehr anfangen. Ich merkte es positiv an meiner Haut und meinen Haaren (zuhause haben wir unfassbar hartes Wasser – ich habe es an meiner Uni getestet – es ist so hart, dass man es schon fast als verunreinigt einstufen müsste. Schon mehrfach kam es vor, dass man zum Abkochen aufgefordert wurde, da Keime drin gefunden wurden. Zu mehr als einen Brita Filter hat es bei mir allerdings noch nicht gereicht).

Auch sehr spannend: In den ersten Tagen mussten wir allesamt extrem viel pinkeln! Bis zu 3x pro Nacht, obwohl ich meines Erachtens nicht mehr trank als sonst. Kam es zu einer Entgiftung oder ist schlicht und ergreifend mehr Wasser vom Darm ins Blut aufgenommen worden? Wird das harte Wasser schlechter über die Darmzellen aufgenommen?

Die Küche war groß und gut ausgestattet mit Kochinsel mit integriertem Biomüll, sehr schick. Wir drei lieben gutes Essen (wobei meine Mama und Schwester mehr dem Süßen zusprechen als ich, doch auch ich sagte zweimal nicht nein zu einem Stück Kuchen in einem Café. Manchmal muss man das Gesamtbild sehen, wenn man schauen will, was die gesündeste Entscheidung ist und ich bin inzwischen schlichtweg stabil genug. Aber ich merke dennoch, dass es mich von meiner idealen Mitte wegbringt. Deswegen: Bewusst bleiben und sich grundsätzlich an das halten, was einen stabil hält) und kochten ausgiebig, unterstützt durch herrlichen Salat und Kräuter aus Rebeccas eigenem Anbau.

Ich hatte mich sehr gefreut auf Rind- und Lammfleisch und Butter aus Weidehaltung. Was mich schockierte: Man muss genau gucken! Es gab Unmengen an lowfat und nofat-Milchprodukten (ich gönne mir neben Butter ohnehin nur manchmal Vollfettsahne und Ziegen- und Schafsfrisch- oder Fetakäse) und mit Rapsöl und Schlimmerem gepanschte Butter! WTF! Da produzieren sie hier die hochqualitativste, weltweit geschätzte Butter und tun ihr dann so etwas an (und sich selbst)? Ich kam mir wie in einem amerikanischen Supermarkt vor… Sehr traurig, wenn den Leuten die guten, echten Lebensmittel madig gemacht werden, nur um billige Ersatzprodukte erschaffen zu können. Lammfleisch war manchmal gar nicht so leicht zu bekommen, es wird ein Großteil in alle Welt exportiert und dient gar nicht primär der Ernährung der eigenen Landsleute.

Das Linksfahren war eine Herausforderung, besonders das Schalten mit Links (Automatikautos zu leihen kostet doppelt so viel). Vor neun Jahren war ich in Schottland, da bekam mein noch geschädigtes Hirn die Umstellung gar nicht hin, ich habs gleich wieder aufgegeben, war mir zu gefährlich. Diesmal merkte ich, wie leicht mir das Lernen fiel, wie schnell es ging. Dennoch: Zuhause kann ich während des Autofahrens mal in meiner Handtasche kramen, eine CD wechseln, eine Fortbildung anhören, sogar essen (nicht empfehlenswert für eine optimale Verdauung), das meiste läuft unterbewusst ab. Hier musste ich mich zu 100% fokussieren, alles sehr bewusst machen, unterhalten ging nur auf gerader Landstraße. Jeder Kreisel, jedes Abbiegen erforderte hundertprozentig bewusste Prozesse und mentale Anstrengung.

Ich sprach heute mit meiner Coachingklientin Sabine darüber, wie sehr man das mit dem gesünder Leben vergleichen kann. Anfangs ist alles neu (neue Produkte ausprobieren, anders (oder zum ersten Mal richtig) kochen, anders einkaufen…) und erscheint einem unglaublich anstrengend und überwältigend, kaum schaffbar. Der Trick ist von daher, sich strategisch Schrittchen für Schrittchen neue Gewohnheiten anzueignen, die irgendwann ins Blut übergehen, sodass man sie auf Autopilot erledigen kann, schneller und effizienter wird und Energie und Kapazität für andere Prozesse freiwird. Ich bin auf meiner ersten Fahrt im Linksverkehr auch nicht direkt in eine Großstadt reingefahren, sondern habe auf Feldwegen angefangen. Und am Ende des Urlaubs habe ich nicht einmal mehr mit der rechten Hand gegen die Fahrertür gehauen beim Versuch zu schalten.

Zum ersten Mal seit langer Zeit gönnte ich mir wieder ein Bier, ein Guiness! Bier ist wirklich DIE Histaminbombe, es ist Hefe drin und die Gefahr einer Schimmelkontaminierung ist sehr hoch. Von allen alkoholischen Getränken das Ungesündeste. In großen Ausnahmen klappt bei mir mal ein histaminfreier Wein oder etwas Klares, Hochprozentiges, aber normalerweise habe ich dem Alkohol völlig entsagt, denn er wirkt an sich schon reizend auf die Darmschleimhaut und überlastet die Leber, kostet einfach zu viele wertvolle Ressourcen, die ich bisher anderweitig brauchte, um zu heilen. Doch ich fühlte mich gerade so gut durch das gesunde Klima und die nette Gesellschaft, dass ich die wohlreflektierte Entscheidung dafür traf.

Es schmeckte sehr gut, schön herb und dunkel. Mittlerweile weiß ich ja, dass ich gar nicht so der Süß-Typ bin, wie ich immer dachte. Ich trank nur ein kleines und auch nicht vollständig leer, nahm vorher 7 Kapseln Zeolith und vor dem Schlafengehen nochmal Camu-Camu ein und machte meine Visualisierungen zur Neukonditionierung meines limbischen Systems. Was leider den entspannenden Effekt des Alkohols, der mal mein übereifriges Gehirn dämpft, stark überwog, war, dass mein Sprachzentrum schnell in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Sätze, die ich nur noch hervorbrachte an diesem Abend klangen eher nach kaputter Schallplatte, nach Worten suchend stammelnd und in die Länge gezogen wie damals bei meinem demenzkranken Schwiegeropa, der wie ein Roboter, dem Wasser ins Getriebe gelaufen ist, klang. Ich traf für mich die Entscheidung, dass ich jetzt zwar den Geschmack und den netten Abend genossen habe, ansonsten so etwas aber nicht mehr in meinem Leben brauche.

Die Nacht schlief ich schlecht und den ganzen nächsten Tag war ich überreizt, steif und erschöpft und brauchte auf einem Ausflug ein Nickerchen im Auto. ABER: Am darauffolgenden Tag war ich wieder wie neu! Wenn ich meinen Fortschritt messen will, muss ich immer von meinem Kontext ausgehen, und von meiner Ausgangsbasis her ist dies ein enormer Fortschritt! Ich erinnere mich an Zeiten, da hätte ich einen Monat gebraucht, um mich zu erholen, und nichtmal das war gewiss, und ich hätte große Ängste ausgestanden. Es wird also stets besser, auch da ich inzwischen genug Tricks kenne, um meinen Körper zu unterstützen und ihn einfach gut kenne.

Der Höhepunkt unserer Reise war für mich die Fahrt runter nach Connemara. So hatten wir uns Irland wirklich vorgestellt, zerklüftete Landschaft, Berge, Fjorde, Klippen, Wasserfälle, raues Land, Schafherden, die auch mal spontan die Landstraße überqueren… Wir besuchten die Austernfarm des alten David, der Führungen anbot. Was ich mir als netten Ausflug ausgemalt hatte, entpuppte sich als betroffen machende Lehrstunde in Sachen Lebensmittelwirtschaft; An dem Morgen war eine Algenblüte (Red Tide) festgestellt worden. Dies führte zu einem starken Sauerstoffverbrauch in der Bucht, sodass 80% von Davids Austern verstarben (ein gutes Bild für das, was auch in unserem Darm bei einer Dysbiose geschieht!). Das Tragische ist, dass dies seine erste große Ernte gewesen wäre, da Austern 3 Jahre zur Verkaufsgröße benötigen, und er die Farm erst vor wenigen Jahren erworben hatte. Zum Glück erwiesen sich erste Vermutungen des meeresbiologischen Instituts, dass es sich um ein giftiges Bakterium handelte, das die Austern getötet hatte, als falsch, denn dann wären alle Austern ungenießbar.

Ich selbst gehöre zu den Menschen, die sehr sensibel auf Biotoxine (wie z.B. von Schimmelpilzen oder bestimmten Darmbakterien abgegeben) reagieren, aber ich vertraute David (und Austern werden streng kontrolliert) und konnte zwei ganz frische Austern vor Ort genießen. Er zeigte mir auch, wie man sie superleicht öffnet mit einem Austernmesser (vorne an der Spitze, dem Scharnier!) und ich erwarb noch ein Dutzend Austern von ihm für nur 1 Euro das Stück, die mir sehr gut taten.

Video, warum du gerade bei Histaminintoleranz, MCAS und allergischen und atopischen Erkrankungen diesen Nährstoffbomben eine Chance geben solltest!

Ich habe noch nie so voll und frisch schmeckende Austern gegessen, auch meine Mutter und meine Schwester wagten sich mutig dran. Die Austern werden dort wirklich in einer hervorragenden Aquakultur angebaut, das Wasser kommt frisch bei Flut vom Atlantik herein und drumherum gibt es wenige Weidetiere, keine Felder, die gedüngt werden oder Fabriken, kaum Straßenverkehr oder sonstige Verschmutzung. Austern selbst sind Filtrierer, das heißt sie reinigen das Wasser. Wildlebend gesammelte Austern wird man nirgends zu kaufen bekommen, denn der Aufwand würde sich nicht lohnen, bzw. würden die Abbaumethoden sehr schädlich für den Meeresgrund sein. Austern kann man also im Gegensatz zu Fisch und Shrimps aus asiatischer Aquakultur (vertrau mir, Meeresbiologie und Aquakultur war eines meiner Vertiefungsfächer im Masterstudium) guten Gewissens essen.

Es wird nichts gedüngt oder gespritzt, und nach der Ernte verbleiben die Austern für eine Weile in einem Durchlaufbehälter, in dem das Wasser mit UV-Licht desinfiziert wird, völlig chemiefrei (so hatten wir auch an der Uni im Genetiklabor desinfiziert, wo es zu keinem Fitzel Verunreinigung kommen darf). Die Austern werden dann lebend innerhalb von 48h in alle Welt verschickt.

Mein Respekt vor den Produzenten unserer Nahrungsmittel ist durch diese Erfahrung nochmal sehr gewachsen. Mir hat es einfach das Herz gebrochen, diesen netten alten Austernfarmer diesen Verlust erleben zu sehen. Für die Märkte ist es egal. Können sie von ihm nicht kaufen, kaufen sie halt woanders und heben etwas die Preise an, wenn es klimabedingt zu Missernten kommt. Für uns Konsumenten ist das dann auch ein Leichtes, zu Meckern, aber so oft vergessen wir dann die, die an vorderster Front stehen, Unmengen an Nahrung für viele produzieren und dabei ihren Hals hinhalten, das ganze Risiko alleine tragen. Früher, als jeder noch gerade so viel angebaut (oder gejagt/gefischt/gesammelt) hat, wie er und seine Familie zum Überleben brauchten, waren hier die Verhältnisse noch ausgeglichener.

Wir müssen als Gesellschaft hier wieder mehr umdenken, der Einzelne wieder mehr in die Veranwortung für die eigene Versorgung gehen, damit nicht einzelne geopftert werden müssen, damit die Übrigen ein bequemes Leben haben und ihr Leben im Bürostuhl verbringen können. Ich habe mittlerweile sogar Verständnis für die Bauern, die sämtliche Büsche und damit Lebensraum für seltene Vögel abholzen und immer mehr spritzen, um ihre Erträge zu steigern und Milchkühe und Fleischtiere unter schlimmsten Bedingungen halten, damit sich der Aufwand überhaupt noch rechnet. Das ganze System läuft einfach aus dem Ruder. Dabei geht es doch hier um unsere absolute Lebensgrundlage! Wir als Konsumenten müssen bereit werden, mehr für gute Nahrung zu bezahlen. Wir stimmen ab mit unserem Geldbeutel. Es gibt genug Möglichkeiten, dennoch zu sparen.


Alles in allem hatten wir eine wunderschöne Zeit. Ich glaube, dass wir diese schwere Zeit mit Mamas Krebserkrankung erst jetzt so richtig hinter uns lassen konnten – und scherzten darüber, wie praktisch es ist, dass meine Mama dank ihres Schwerbehindertenausweises in die ganzen schönen Castles und Abbeys umsonst oder zum halben Preis reinkam.^^

Es war wirklich schön, mich mit meinen beiden Lieben mal wieder so richtig zu “synchronisieren”. Früher lebte man mit seinen Angehörigen eng zusammen, teilte die Alltagserlebnisse, die Arbeit, die Geschichten, die man hörte. Heute wird jedes Gehirn so krass anders programmiert, dass man das Gefühl hat, in einer völlig fremden Welt zu leben und die Gefahr besteht, in die Isolation abzudriften, nicht mehr verstanden zu werden. All die schönen WhatsApp Bilder, die man schickt, helfen da nichts (sie sind kein Ersatz für gemeinsame Zeit), denn so viele Daten kann ein Mensch gar nicht aufnehmen.

Schön, dass du mich auf meiner Reise durch Irland begleitet hast! Schau dir auch gerne meine schönsten und spontanen Eindrücke auf Instagram an.

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