Gesund durch gesunde Kommunikation

Ein Gastbeitrag von Steffen Raebricht

Wir hören immer mal wieder, dass Kommunikation so wichtig sei. Aber was daran soll denn so wichtig sein? Schließlich kann doch jeder kommunizieren. Dieser Artikel schafft Klarheit. Wir benennen konkret, warum Kommunikation so wichtig ist. Wir schauen uns an, warum Kommunikation gerade auch für Menschen mit Darm-, Hautproblemen und Allergien interessant sein könnte.

Warum Kommunikation so wichtig ist

Kommunikation ist deshalb so wichtig, weil sie die Grundlage unseres menschlichen Miteinanders bildet. Wir Menschen sind Sozialwesen. Unser Vorteil gegenüber allen Tieren besteht in unserer Fähigkeit zur Zusammenarbeit und zur sehr genauen Verständigung.

Das hat es möglich gemacht, das Feuer zu beherrschen, Techniken und Verfahren an die nächste Generation weiterzugeben und so Stück für Stück unsere heutige, sehr bequeme, Welt aufzubauen. Wenn du mal überlegst, wie viel Kommunikation und Zusammenarbeit nötig war, um ein handelsübliches Smartphone herzustellen, dann stecken viele Generationen an Entwicklung dahinter:

  • Die Erfindung des Stroms und der flächendeckende Ausbau von Stromleitungen und Kraftwerken
  • Telekommunikation
  • Leiter und Halbleiter-Technologie
  • Bildschirmtechnologie
  • Kabellose Datenübertragung

Und und und …

Wir wollen nicht weiter in technische Details einsteigen, sondern nur verdeutlichen, welche Kraft Kommunikation hat. Sie ist also unheimlich wichtig für unser Zusammenleben und unsere Entwicklung. Denn nur mit guten Beziehungen gelingt auch eine gute Zusammenarbeit.

Sie führt jedoch nicht immer zum Erfolg, sondern kann auch in die Sackgasse gelangen. Fehlgeleitete Kommunikation erzeugt Konflikte, die in der Vergangenheit nicht selten in Beziehungsdramen oder gar Gewalt mündeten. Aber nicht nur das. Fehlgeleitete Kommunikation kann auch krank machen. Schauen wir uns an, was fehlgeleitete Kommunikation ist und wie sie Schäden verursachen kann.

Was ist schädliche Kommunikation

Schädliche Kommunikation ist ein Austausch zwischen Menschen, der zu Beziehungsschäden und deren weiteren Folgen führt. 

Solche Folgen können destruktive Konflikte sein, bei denen die Streitenden tagelang nicht miteinander reden. Manche reden auch jahrelang nicht miteinander. Andere Folgen sind:

  • Ärger auf jemanden 
  • Gewalt
  • Scheidung
  • Freundschaftskündigung
  • Jobkündigung
  • scheiternde Projekte
  • Enttäuschung
  • Wut aufstauen

Die psychologische Methode der Transaktionsanalyse (TA) deckt solche schädlichen Kommunikationen auf.

Transaktionsanalyse analysiert das Interagieren zwischen Menschen. Zum Beispiel, wenn sie sich unterhalten. Es werden Sinneinheiten in Form von Worten ausgetauscht. Die Transaktionen. Diese können analysiert werden. Aus der Analyse können Ableitungen zur Persönlichkeit und zur Beziehung der Interagierenden Personen getroffen werden: 

  • Wie jeder der Interagierenden sich selbst, andere und die Welt wahrnimmt (Persönlichkeit),
  • Wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickeln wird,
  • Welche Konflikte sich zwischen den Interagierenden entwickeln werden.

Transaktionsanalyse schafft es, solche Voraussagen erstaunlich präzise zu treffen.

Es können sogenannte verdeckte Transaktionen analysiert werden. Das sind doppeldeutige Botschaften, die mitunter zu großen Beziehungsschäden führen. Die offensichtlichste Form solcher doppeldeutigen Botschaften ist Ironie. Schon weniger offensichtlich sind verdeckte Vorwürfe:

Sie fragt ihn, was los sei.

Er, mit beleidigtem Unterton: “Es ist nichts.” 

Beobachtbar ist nur die Antwort, dass nichts sei. Der Unterton jedoch gibt eine ganz andere Auskunft. Nämlich Gekränktsein. Wenn sie nun auf den Unterton reagiert und zurückfragt: 

“Es ist doch was!”

Dann kann er einfach in beleidigter Manier auf seiner Antwort beharren:

“Es ist nichts …”

Umgedreht funktioniert dieses Spiel natürlich auch. Wenn sie seine Antwort für bare Münze nehmen würde, könnte er an die Decke gehen und ihr vorwerfen:

“Du merkst genau, dass ich verletzt bin. Aber du interessierst dich einfach nicht für mich!”

Das könnte sie verwirrt zurücklassen. Wie soll sie sich verhalten? Beziehungsspannungen entstehen.

Das ist nur ein Beispiel von vielen Möglichkeiten. Die Transaktionsanalyse benennt noch viele weitere Arten schädlicher Kommunikation, wie sie entsteht, wie man sie aufdeckt und wie man sie vermeiden und abwenden kann.

Innere und äußere Konflikte, die nicht gelöst werden, können sich körperlich niederschlagen. “Systemische Krankheiten” wird das genannt. Bauchschmerzen, Reizdarm, allerlei Hautkrankheiten wie die Schuppenflechte oder Allergien können solche systemischen Krankheiten sein.

Werden Gefühle aufgestaut und nicht gelebt, richten sie sich manchmal gegen den eigenen Körper. Der Volksmund sagt auch: “Es schlägt mir auf den Magen.” oder: “Es ist zum aus der Haut fahren.” Solche systemischen Krankheiten haben oftmals keine erkennbare Ursache.

Was ist gesunde Kommunikation

Werden unsere echten Bedürfnisse erfüllt, kommt unser System wieder in Balance. 

Gesunde Kommunikation ist ein Austausch, der direkt zur Erfüllung von echten Bedürfnissen führt. Was ist damit gemeint? Es bedeutet, dir deiner tatsächlichen Motive bewusst zu sein und direkt danach zu fragen:

  • Zum Chef: “Für meine Arbeit hätte ich gern mehr Gehalt”, statt sich hinterrücks zu beschweren.
  • Zur Partnerin: “Ich hätte gern, dass du mir etwas Nettes sagst”, statt zu erwarten, dass sie von selbst darauf kommt.
  • Zu einem Freund: “Es passt mir nicht, dass du ständig zu spät kommst”, statt deinen Ärger runterzuschlucken, anzustauen und irgendwann aus der Haut zu fahren.

Transaktionsanalyse räumt mit vielen falschen Annahmen auf, um eine gesunde Kommunikation herzustellen. Deswegen lautet einer ihrer Grundsätze:

Die Kommunikation ist frei und offen.

“Ja, aber ich kann mein Anliegen doch nicht so direkt äußern.” Eine solche Aussage weist darauf hin, dass die betreffende Person noch nicht gelernt hat, auf angemessene Weise ihre Bedürfnisse zu äußern, oder dass es eine emotionale Blockade gibt.

Grundsätzlich kannst du dir merken, dass gesunde Kommunikation darauf abzielt, echte Bedürfnisse direkt zu erfüllen. 

Echte Bedürfnisse sind das Bedürfnis nach 

  • Sicherheit: Wie werden Dinge ablaufen?
  • Anerkennung: Wie siehst du mich? Bin ich sicher gebunden?
  • Stimulation: Wie kann ich Neues unter dem Aspekt der Sicherheit lernen?
  • Spiel: Wie kann ich als Erwachsene auch Kind sein?
  • Kreativität: Wie kann ich mich entfalten?
  • Ruhe: Wie kann ich abschalten?

Es ist übrigens kein echtes Bedürfnis, reich zu sein. Dahinter versteckt sich aller Wahrscheinlichkeit nach das Bedürfnis nach Sicherheit und Anerkennung. Werden unsere echten Bedürfnisse erfüllt, kommt unser System wieder in Balance. 

Können wir gesunde Kommunikation lernen?

Gesunde Kommunikation ist lernbar. Die Transaktionsanalyse hält viele leicht verständliche Konzepte bereit. Mit diesen kannst du deine eigene Kommunikation analysieren und verändern. Du kannst auch die von anderen analysieren und potenziell schädliche Kommunikationen abwehren.

Zum Beispiel durch Konfrontation.

Erinnerst du dich noch an das Beispiel, wo er mit beleidigtem Unterton antwortet: “Es ist nichts…”?

Wie könnte eine Konfrontation aussehen? Mit ruhigem Ton entgegnet sie: “Auf der einen Seite höre ich, dass du sagst, dass nichts ist. Auf der anderen Seite sagt mir dein Ton, dass du sauer auf mich bist. Worauf soll ich jetzt reagieren?”

Indem sie die verschiedenen Ebenen offenlegt, erhöht sie die Chance der offenen Kommunikation. Du erinnerst dich an den transaktionsanalytischen Grundsatz?

Die Kommunikation ist frei und offen.

Das konfrontiert ihn mit seiner Handlungsweise und erschwert es ihm, sich rauszuwinden. Das eigentliche Thema kommt zur Sprache. Auf diese Weise kann der Konflikt mit größerer Wahrscheinlichkeit gelöst werden. Die Themen kommen zur Aussprache und werden nicht angestaut.

Auf diese Weise muss dein Körper keine systemische Reaktion aufbauen, weil das Problem dort gelöst werden kann, wo es entstanden ist. Beim Kommunizieren.

Das ist Kommunikation, die zu mehr Gesundheit führt. 

An dieser Stelle sei noch einmal gesagt, dass offenere und direktere Kommunikation helfen kann. Manchmal stecken hinter Haut- und Darmkrankheiten jedoch auch rein körperliche Krankheiten. Der Gang zum Arzt bleibt trotz Kommunikationstraining einem wohl nicht erspart.


Der Autor Steffen Raebricht:


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